So war das Motto des letzten langen Wochenendes. Zwei NachwuchsforscherInnen machten sich gemeinsam auf den Weg, um in vielfältigstem Austausch mit anderen TeilgeberInnen aus allen Bereichen der Bildungslandschaft zu treten.
Am Freitag stand das LernLab Berlin auf dem Plan. Hierfür erklärten sich einige Web 2.0 „Leuchtturm“-LehrerInnen von anderen Schulen/Bildungseinrichtungen bereit, zusammen mit den SchülerInnen und LehrerInnen der Heinrich-von-Stephan Schule Lernen 2.0 zu gestalten. Wer schon einmal selbst eine „Vertretungsstunde“ in einer fremden Schule mit unbekannten Schülerinnen und Schülern gestaltet hat, weis wie schwer es ist, guten Unterricht unter solchen Voraussetzungen zu gestalten. Digital kooperativ und kollaborativ zu lernen, neue Technik zu erproben und das ganze auch noch ohne Generalprobe und doppelten Boden vor Zuschauern umzusetzen, verdient den größten Respekt und Anerkennung. An dieser Stellen unseren Dank allen Beteiligten des LernLab!
Es wurde geblogt, Liebeslyrik online kommentiert und diskutiert, Musik kombiniert, Rap-Songs gedichtet, Lernvideos gedreht und und und. Für die Schülerinnen und Schüler und die LehrerInnen der Heinrich-von-Stephan Schule war es (wohl) das erste mal, dass sie mit Werkzeugen, die das Web 2.0 bietet, derart Unterricht gestalten konnten. Es wurde kooperativ und kollaborativ jahrgangsübergreifend an gemeinsamen Projekten gearbeitet. Ein Ergebnis bilden die 8-Beat-Rap-Songs über die Schule im Jahr 2023 die in Zusammenarbeit mit Thorsten Larbig und André Spang entstanden. Es war interessant zu sehen, wie stark der Drang zur Produktivität zu Motivation und Konzentration bei den Schülerinnen und Schülern führte und ausnahmslos alle ihr Teilprojekt bearbeiteten. Der schon bekannte „think-pair-share“ Ansatz, erhielt durch die Möglichkeiten der kollaborativen Arbeit über Etherpads für die Schülerinnen und Schüler ganz andere Bedeutung und Verbindlichkeit.
Das LernLab hat sich nach unserer Sicht als eine Form der Lehrer(weiter)bildung auf Anhieb etabliert. Anstatt nur über Lernen 2.0 zu schreiben und zu reden, sollte man allen Lehrerinnen und Lehrern, Referendaren und Lehramtstudierenden die Möglichkeit geben, es selbst zu erleben und vor allem auszuprobieren. Zur Nachahmung ausdrücklich empfohlen!
Ganz nebenbei erfuhr man, wie wichtig es ist, dass Informationstechnologie genauso einfach funktionieren muss, wie das Licht im Klassenraum. Am Freitag gab es leider immer wieder Probleme mit dem Wlan in der Schule. Dies wurde erst kurz vor dem LernLab/Educamp installiert. Dies beeinflussende zwar das LernLab – es wurde auf „Brieftauben“ zur Übermittlung zurückgegriffen – konnte das Experiment aber letztlich nicht scheitern lassen. Die Schülerinnen und Schüler nahmen die technischen (Anfangs-)Schwierigkeiten ebenso gelassen hin, wie die LehrerInnen und Zuschauer. Fehlendes Wlan zwingt echte Lernen-2.0-Didaktiker nicht in die Knie!
Der eindrucksstarke Vormittag sollte durch zwei Podiumsdiskussion abgerundet werden. Vor allem das pädagogische Podium nahm die Erfahrungen und Eindrücke des LernLabs auf. Immer wieder kam der Wunsch nach einer „Didaktik 2.0“ auf, die die praktische Erfahrungen und das Handeln der LehrerInnen reflektieren, (bildungs-)wissenschaftlich absichern und den didaktischen Mehrwert „neuer Medien“ legitimieren solle. Dafür gibt es einen erheblichen Forschungsbedarf, um vor allem die „Unsicherheit“ der LehrerInnen in den Schulen zu beseitigen. Der von uns eingeschlagene Weg des Tandems zwischen WissenschaftlerIn und LehrerIn wurde positiv bewertet und weckte großes Interesse an den zu erwartenden Ergebnissen. Möglicherweise wird es schon beim nächsten Educamp in Frankfurt dazu eine Session geben.
Das folgende politische Podium konnte keine besonderen Impulse wecken. Auffallend war eher die Abwesenheit beider möglicher Koalitionspartner der großen Koalition.
Am Samstag und Sonntag stand nun das Educamp im UN-Konferenzstil auf dem Programm. Die besondere Form des Bar-Camps ermöglicht es allen Teilnehmern zu Teilgebern zu werden und eigene Session anzubieten. Das Spektrum war ebenso vielfältig, wie die TeilnehmerInnen und reichte von Fundraising, über Kernkompetenzen Digital Natives und Lizenzrecht, bis zur Credit-Falle an Hochschulen. Eine Übersicht mit den Sessionsdokumentationen findet sich hier.
Das breite Angebot und die vielfalt der TeilgeberInnen ermöglichte zahlreiche intensive Gespräche, neue Impulse und Ideen, deren Aufarbeitung noch ein paar Tage brauchen werden. Gerade von dieser qualitativen Breite lebt das Educamp und macht es immer wieder zu einer der produktivsten Konferenzen überhaupt.
Abschließend möchten wir unseren Dank dem Orga-Team des Educamps, der Heinrich-von-Stephan Gesamtschule Berlin, allen TeilgeberInnen und TeilnehmerInnen und der unermüdlich arbeitenden Kaffeemaschine unseren Dank für ein arbeitsintensives Wochenende aussprechen!
Wir sehen uns in Frankfurt!